Donnerstag, 26. Dezember 2013

Schoene Bescherung

Ihr Lieben!

Jetzt sitze ich gerade im Volunteerhouse und versuche, der Mittagshitze zu entgehen.
Heute habe ich frei und darf den Laptop von meiner Mitbewohnerin nutzen, um mal wieder
einen Blogeintrag zu schreiben.

Dass ihr nun so lange nichts von mir via Blog gehoert habt, liegt ganz einfach daran,
dass ich gerade keinen Laptop habe. An meinem zweiten Tag hier in Uganda sind wir in die Hauptstadt,
nach Kampala, gefahren. Hier ist es dann passiert. Wir waren abends noch unterwegs und
wollten mit einem Boda Boda Richtung Hostel fahren. Ich war ziemlich schwer bepackt.
In meiner Lieblingstasche (falls du das liest, Steffi, es war dein Geschenk!) befand
sich mein Laptop, mein Handy, meine Kreditkarte, etwas Geld, ein Internetstick, Simkarten, meine CRM Notfallkarte, die Einkaeufe des Tages und einiges an Kleinkram.
Auf dem Boda Boda (kleine Motorraeder, die hier als Taxi dienen) waren dann drei Leute.
Der Fahrer, ich und eine aus dem Projekt, die schon einige Zeit da ist und mit der ich den Tag in Kampala verbracht habe. Fuer meine dicke Tasche war kein Platz mehr da, sodass wir leider den Fehler gemacht haben, sie vorne beim Fahrer zu platzieren.

Viel zu sehr habe ich vertraut, dass schon alles gut gehen wird.

In der Dunkelheit auf einer einsamen Strasse behauptete der Fahrer dann, dass sein Benzin
ausgeht und bat uns, vom Boda zu steigen. Er hat seine Maschine wieder zum Laufen gekriegt und
uns weitere zwei mal darum gebeten, abzusteigen, um an seinem Boda so zu hantieren, sodass wir weiterfahren konnten. Nach einigen Metern ging das Spiel von vorne los. Diesmal fuhr er aber mit einem
Affenzahn davon, nachdem wir vom Boda abgestiegen sind. Mit meiner Tasche.

Da standen wir also mitten im Nichts, in der Dunkelheit.
Zum Glueck hatten wir ein Handy dabei, um Freunde anzurufen, die uns abholen konnten und uns spaeter
sicher zum Hostel brachten. Was fuer eine doofe Geschichte. Ihr werdet sagen: selbst Schuld!
Habt ihr auch Recht mit.
Sowas passiert hier eben. Jetzt bin ich natuerlich damit beschaeftigt, den ganzen Kram neu
zu besorgen. Im Moment bin ich aber einfach nur froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist und ich
in dem Augenblick nicht alleine war.

Ansonsten geht es mir sehr gut hier in Uganda!

Das Volunteerhouse ist sehr gemuetlich und komfortabler, als ich es erwartet habe.
Ich habe im Moment ein eigenes Zimmer mit einem Doppelbett.
Es ist eigentlich alles da, was man braucht, wenn auch sehr einfach und "bruechig".
Das Bad ist etwas gewoehnungsbeduerftig. Genauso die kalte Dusche, die Toilette (eher ein Plumpsklo)
und dass ich kein Licht in meinem Zimmer habe. Geht aber alles. :)
Viel wichtiger: ich fuehle mich sehr wohl mit den Leuten, die hier mit mir zusammen wohnen!
Auch mit unserer kleinen Katze November und den Froeschen, die uns morgens besuchen und durchs Haus springen. Hier gibt es ausserdem soo leckeres Essen, dass ich glaub ich aufpassen muss, nicht zuzunehmen.
Chapati, Matoke, Ugali und nicht zu vergessen die unglaublich leckere Nusssauce, die uns letztens serviert wurde. Oder auch der Apfelkuchen, den wir hier zusammen gebacken haben (hab uebrigens gelernt, wie man ohne Ofen backt). Viel besser schmecken hier saemtliche Fruechte. Mangos, Bananen, Ananas... kein Vergleich zu den importierten Fruechten.
Kampala ist nach dem Erlebnis natuerlich nicht meine Lieblingsstadt.
Unglaublich hektisch, staubig und chaotisch. Wir waren hier in einem sehr grossen Supermarkt und als
der Strom komplett ausgefallen ist, war das wohl fuer niemanden ungewoehnlich, sodass eben in kompletter Dunkelheit mit der Handytaschenlampe eingekauft wurde. Im Matatu nach Kasana hatte ich zwei zusammen
gebundene Huehner vor mir. Tiere sind hier nicht viel wert und werden ganz einfach wie Dinge behandelt und entsprechend transportiert.
In Kasana dagegen fuehle ich mich schon eher zu Hause und sicher.
Sind eben alles afrikanische Verhaeltnisse. Marode, rotstaubige Strassen, Wellblechhuetten, Chaos.
Klischee erfuellt. Aber alles funktioniert irgendwie, auch wenn man viel Geduld und Zeit braucht,
weil einfach alles langsamer geht. Fuer die Kinder hier bin ich eine wahre Attraktion. Ueberall hoerst du
"Muzunguuu!" und hast innerhalb weniger Minuten eine Kinderschar um dich, die auf deinen Arm wollen, deine Haut beruehren wollen und "High 5!" rufen.

Zum Geburtshaus laufe ich jeden Tag eine halbe Stunde, vorbei an Banenenstauden, Feldern, und kleinen Huetten. Es ist ein sehr ruhiger, friedlicher Ort. Bisher ist durch die Feiertage noch nicht so viel im Geburtshaus passiert, sodass ich viel Zeit habe, die Hebammen und das Team kennen zu lernen. Bisher habe ich zwei Schwangere und eine Woechnerin mitbetreut, die unerwartet Zwillinge bekommen hat. Ausserdem machen die Hebammen hier auch alles rund ums Thema Familienplanung. Beraten, legen
Spiralen usw. Die Frauen werden hier in der Schwangerschaft untersucht und beraten und auf HIV getestet. Im Laufe des Tages kommen immer wieder besorge Muetter mit ihren kranken Kindern, die hier ebenfalls behandelt werden.  Die Frauen bringen hier zur Geburt alles selbst mit und gehen bald wieder nach Hause.
Da wird einem schon immer wieder der Luxus bewusst, den wir in Deutschland haben!
Ich glaube, dass ich hier sehr viel lernen kann und bin besonders gespannt auf die erste Geburt, die hoffentlich bald kommen wird.

So, jetzt wuensche euch allen noch schoene Weihnachten!
Hier kommt nicht so wirklich Weihnachtsstimmung auf.
Wir haben am ersten Weihnachtstag Kuchen gebacken, viel und gut gegessen und ich sass an Heiligabend in meinem Zimmer und hab ein paar Kerzen angezuendet. Mal ein etwas anderes Weihnachtsfest.

Wenn ich dann naechste Woche wieder einen Laptop und gutes Internet habe, gibts auch ein paar Bilder!

Ich schicke euch ein paar warme Sonnenstrahlen und ihr mir etwas Abkuehlung, ok? :)

PS: sorry, leider ist das hier keine deutsche Tastatur...




PPS: falls irgendjemand mal Post schicken will ;)

Shanti Uganda 
P.O. Box 301 
Kasana, Luwero 
Uganda


1 Kommentar:

  1. Liebe Julia, frohe Weihnachten dir noch und ein wenig Abkühlung, wobei hier auch milde 14 Grad sind.

    Ich bin froh, dass du den Raub unbeschadet überstanden hast, auch wenn es total ärgerlich ist.

    Ich wünsche dir ganz bald die erste Geburt und pass gut auf dich auf!

    Lieben Gruß
    Natascha

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